Weniger Spuren im Internet hinterlassen mit Privoxy

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Ich habe mir gestern nochmal vorgenommen dafür zu sorgen, generell weniger Spuren im Internet zu hinterlassen. Mit Browser-eigenen Mitteln war ich leider bisher nicht unbedingt zufrieden. Zu viele Kleinigkeiten die man beachten muss. Das muss einfacher und globaler gehen. Ich habe bereits vor Jahren mal mit Privoxy herum gespielt. Damals war allerdings der Performance-Einbruch deutlich spürbar und das Ganze hat nicht lange überlebt. Aber das war auch noch auf zig Jahre alter Hardware.

Also gestern Abend neuen Versuch gestartet und bisher sind meine Ergebnisse durchaus positiv, daher möchte ich mal mein Setup hier dokumentieren.

Erstmal installieren: sudo aptitude install privoxy

Die Standardkonfiguration taugt schon einiges, aber was ist mit Google Analytics und Facebook und die ganzen anderen Tracking Services? Ein wenig Suchen nach brauchbaren Filterlisten, brachte mich auf http://designpeo.pl/e/blog/howto-use-privoxy-prevent-online-tracking-and-analytics wo jemand genau mein Problem auf dem gleichen Weg gelöst hat. Das macht die Sache natürlich wesentlich einfacher 😉

Damit die lästigen Facebook Like Buttons verschwinden, fügt man einfach noch

.facebook.com/(plugins|widgets)/(like|fan).*

an die Datei /etc/privoxy/privacy.action

Damit das ganze auch bei Bedarf (z.B. Entwickeln) abschaltbar ist, habe ich für den Firefox das FoxyProxy Add-On und für Chrome Proxy Switchy! installiert.

Facebook Eats Brain And Time

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Ich glaube der Titel zeigt schon deutlich, worauf dieser Eintrag hinausläuft.
Nachdem ich vor ca. 1,5 Monaten in die Welt von Facebook, das “andere Internet” wie ich es mehrfach in Gesprächen genannt habe, eingetaucht bin, eher aus beruflichen als persönlichen Gründen, habe ich mir in den letzten Tagen viele Gedanken zum Sinn meines Accounts und meiner Facebook Existenz gemacht. Hier nun ein kleiner persönlicher Erfahrungsbericht.

Ursprünglich war der Account dazu gedacht, die Facebook Produktseiten meines derzeitigen Arbeitgebers einzurichten und die Bekanntheit dieser zu verbessern. Allerdings merkte ich sehr schnell, dass ich anfing immer mehr und mehr aktuelle und ehemalige Freunde zu kontaktieren. Warum? Meist reine Neugierde. Es blieb meist beim gegenseitigen Hinzufügen in die eigenen Freundeslisten und dem kurzen “Abchecken” von den nun zugänglichen Profilen und Fotoalben. Und darüber hinaus? Außer dass man mit Farmville und ähnlichen Statusmeldungen zugespamt wurdem – für welche ich Gott sei Dank den entsprechenden Filter recht schnell gefunden habe – und einer Menge Informationen die kaum mehr Wert hatten als eine durchschnittliche Twitter Nachricht, fand nicht mehr Kommunikation mit den Freunden statt als ohne Facebook. Was am Anfang noch sehr unterhaltsam und spannend, weil neu war, entpuppte sich gerade in den vergangenen zwei Wochen als anstrengende, Gehirn-fressende und zeitraubende Angelegenheit. Immer wieder erwischt man sich, wie man “mal eben” bei Facebook rein schaut, nur um zu gucken was es Neues gibt. Ist nichts aufregendes geschehen, ist man eher enttäuscht – ist etwas geschehen, nimmt man es wahr wie eine von zig Millionen anderen News im Web. Aber die Frage bliebt: “Hatte diese Information einen wirklichen Wert für mich?”. Die Antwort musste ehrlicherweise meistens lauten: “Nein”. Natürlich waren auch wirklich hilfreiche Informationen und Links zu anderen Webseiten dabei, aber gefühlt war das doch eher die Ausnahme. Der Facebook Chat blieb trotz immer einer beachtlichen Zahl eingeloggter Benutzer unbenutzt.

Zu der Frage nach dem wirklichen Sinn hinter meiner Facebook Nutzung, gesellt sich natürlich immer das ungute Gefühl, die ganzen Daten an Facebook abgetreten zu haben und Facebook entscheiden zu lassen, wann wer worauf Zugriff hat. Das andauernde Nachbessern der Privatsphäre-Einstellung beruhigt die Sorgen kaum ausreichend. Die Daten sind nicht mehr mein Eigentum – und das war bisher immer meine Grundhaltung. Dabei geht es mir nicht mal um Kontaktdaten, die ja ohnehin teilweise in öffentlichen Verzeichnissen stehen, sondern um Bilder, Meinungen und was mir gefällt. Wenn ich solche Sachen mitteilen möchte, will ich aber die Kontrolle darüber behalten und ggf. jederzeit ganz sicher sein die Informationen zurückziehen zu können.

Was habe ich nun als Konsequenz daraus gezogen: Ich habe heute morgen meinen Facebook Account bereinigt – nicht gelöscht! Ich habe alle Statusmeldungen und sonstige Veröffentlichungen von mir entfernt und der Reihe nach alle 65 Freunde entfernt. Von ca. einem Viertel meiner Facebook Freunde habe ich mir die Kontaktdaten vorher heraus kopiert weil sie es mir Wert waren. Vom Rest hatte ich entweder ohnehin diese Daten oder ich habe sie die vergangenen zehn Jahre nicht benötigt, was wohl eher bedeutet, dass diese Leute in meinem Leben auch in Zukunft keine besonders große Rolle mehr spielen werden. So ehrlich sollte man manchmal zu sich sein.

Und nun? Nun ist mein Profil leer, keine Nachrichten, keine Freunde, nur drei Facebook Seiten die ich noch mit dem Account verwalten muss.

Ich denke, dass die Art der Kommunikation die einem Facebook oder andere Social Networks ermöglichen, viele bestehende Techniken wie E-Mail, Instant Messaging oder Twitter vereint. Ich sehe das Potential, dass Social Networks teilweise die alten Techniken ersetzten werde. Allerdings hoffe ich auch, dass sich in Zukunft dezentrale Systeme bilden werden, in denen jeder User wie bei E-Mail oder einigen IM Netzen (z.B. XMPP/Jabber) die Kontrolle über das behält, was er wem mitteilt. Das zu erreichen ist aber auch Sache der User und bedarf keiner Intervention durch Politiker.