Urlaub machen – mal richtig

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Ich habe ein Problem: Ich liebe meinen Job! Ich habe das große Glück mein Hobby zu meinem Beruf gemacht zu haben und dem entsprechend setzte ich mich für das was ich beruflich mache auch mit Herz und Hand ein. Warum ist das ein Problem? Weil man selbst vom geleibtesten Hobby auch irgendwann einmal Abstand gewinnen muss, um es anschließend mit neuen, frischen Ideen wieder aufzunehmen. Das Problem ist nur, dass viele in Ihrem Urlaub sich gerade die Zeit nehmen, sich mehr seinem Hobby zum widmen, um die Arbeit zu vergessen. Dies ist leider aber nur sehr schwer möglich, wenn beides eine Deckung von 90% aufweist. In den vergangenen Urlauben endete es also regelmaessig darin, dass ich auch im Urlaub noch Dinge für die Arbeit erledigt oder Aufgaben an meine Mitarbeiter delegiert haben, anstatt Ihnen für ein bis zwei Wochen die Kontrolle zu überlassen. Rückwirkend stellt man aber fest, dass sich das Ganze dann nicht wie der erhoffte, teils nötige Tapetenwechsel anfühlt weil man immer und immer wieder seine Mails checked um nichts zu verpassen.

Dies sollte diesen Sommer definitiv anders laufen.

Auf eine ganz hervorragende Idee brachte mich ein Telefongespräch mit einem Kontakt bei einem Geschäftspartner meines Arbeitgebers, welcher mir davon berichtet, dass sein Chef im Urlaub sein Mobiltelefon aus versehen am Strand geschrottet hat und sich somit zwangsweise von allem abgeklemmt hat. Es soll für Ihn ein sehr erholsamer Urlaub gewesen sein.

Ich wollte natürlich im Urlaub nicht komplett auf mein Mobiltelefon verzichten, musste aber irgendwie sicherstellen, dass mir der Zugriff auf meine beruflichen E-Mails und alle sonstigen Zugriffe auf das Firmennetzwerk (z.B. per VPN) unmöglich wurden. Als mögliche Lösung stellte sich recht schnell das Aendern meines Passworts heraus. Gesagt getan: Am letzten Arbeitstag, nachdem ich sicher war, alles abgeschlossen zu haben, änderte ich mein Passwort auf eine 32-stellige Kombination von zufälligen Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen. Diese habe ich natürlich nirgends aufgeschrieben. Somit ist der einzige Weg, dass ich mich wieder anmelden kann, das Zurücksetzten meinen Passworts mit Hilfe meines Admin-Kontos, welches aber von außen keinen Zugriff auf das Firmennetz hat. Meine Abwesenheitsnachricht weist entsprechend auf den Umstand hin, dass ich während meiner Abwesenheit die E-Mails weder lese noch weiterleite. Intern werden alle informiert, auf welchem Wege ich im Notfall dennoch erreichbar bin.

Ich muss zugeben, dass sich die ersten zwei Stunden sehr komisch angefühlt haben. Aber danach setzte das “Sieh es ein, jetzt kannst Du auch nix mehr dran ändern” Gefühl ein.

AmmerseeNun ist fast die erste Woche rum und ich mache mir definitiv keine Sorgen mehr, dass mein Team es nicht auch mal ein paar Tage ohne mich schafft. Natürlich schlug Murphy gleich am Montag zu, als festgestellt wurde, dass einer unserer Webserver nicht mehr erreichbar war. Zwar wurde ich angerufen, konnte aber auch aus der Ferne nur generelle Empfehlungen geben, da es zuvor nie Problem mit dem betroffenen Server gab und auch keine Aenderungen in der letzten Zeit daran vorgenommen wurden. Netterweise wurde ich den Tag über auf dem Laufenden gehalten und somit kam Nachmittags die Entwarnung, dass unser Hoster die Kiste wieder zum Laufen bewegen konnte.

Diese radikale Methode und die damit gemachte Erfahrung, soll in keinster Weise eine pro oder kontra Haltung in der aktuell wieder heiß geführten Diskussion rund um gesetzliche Regelungen zur Erreichbarkeit von Arbeitnehmern durch den Arbeitgeber unterstreichen. Vielmehr soll es zeigen, dass in einer gut funktionierenden Firma mit gut funktionierenden Teams auch mal eine Führungskraft eine Zeit darauf bauen kann, dass ohne sie nicht alles untergeht.

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